Wolfgang Rossbauer | Architekt
"Equilibrium", Swiss Art Award für Architektur, 2013.

 

Equilibrium.

Fakten: Swiss Art Award für Architektur | 2013 | Auszeichnung Wolfgang Rossbauer und Moritz Häberling | Ausstellung 10. bis 15. Juni 2013 im Rahmen der ART BASEL im Messezentrum Basel, Halle 4.U | Technik: Stahl geschweisst (Tetraeder), Stahl gelegt (Platten) | Kosten: k.A. | Gewicht: 5000kg | Masse: 300/150/290 (B/T/H) | Award: CHF 25’000 (Bundesamt für Kultur Schweiz).

Architektur: Wolfgang Rossbauer Architekt ETH.SIA GmbH | Mitarbeit: Susanne Triller, Maria Sanchez Payo, Benedikt Hartl, Christoph Küng, Wolfgang Rossbauer | Handwerk Metall: Moritz Häberling AG, Uerzlikon | Mitarbeit: Oliver Häberling, Andreas Pizza, Jesus Rodríguez, Andrin Hunziker, Mike Götschi, Mark Haller, Moritz Häberling | Statik Andreas Burgherr, Raphael Müller | Geometrie Prof. Dr. Fabian Theis, TU München.

Minimale Bodenberührung, maximale Last.

Ein dreidimensionales Objekt braucht mindestens drei Aufstellpunkte, um stabil zu stehen. Die minimale flächig-geometrische Form, die statisch stabil ist, ist ein Dreieck; im dreidimensionalen Raum ist dies ein Tetraeder, der aus vier Dreiecksflächen besteht.

Das Objekt ist eine rein auf Druck belastete Konstruktion. Lediglich das Gewicht der jeweiligen Stahlplatte fixiert die jeweils drei Tetraeder eines Geschosses in ihren Positionen. Im darüberliegenden Geschoss bieten die drei unterseitig anliegenden Dreiecksflächen damit neun mögliche neue Auf-stellpunkte für die nächsten Tetraeder an. Die Lastlinien laufen durchgehend über stabile Punkte und Kanten nach unten, obwohl sie geschossweise stark verspringen können.

Die Geometrie eines Tetraeders bietet vier Höhen an. Stellt man diese Höhen in einer Grundvolumetrie unterschiedlich ein - und erzeugt dadurch einen unregelmässigen Tetraeder -, ergeben sich vier verschiedene Aufstellhöhen für ein Geschoss. Die Grundgeometrie des Tetraeders wurde bis zu dem Punkt maximal verzogen, dass der Aufstellpunkt eine maximale Exzentrizität zur darüberliegenden Dreiecksfläche von 1:8 (Hebelarm zu Höhe) ergibt. Die Statik wurde so berechnet, dass durchwegs eine Horizontallast (h) von mindestens 75kg aufgenommen werden kann. An den Eckpunkten der unteren Platten führt erst eine Horizontallast von 550kg bzw. 300kg zum Kollabieren des Objektes. Das Gesamtgewicht des Objektes beträgt 5000kg.

Im vorliegenden Objekt wurde eine einzige tetraedrische Grundgeometrie verwendet, die alle vier Aufstellhöhen durchspielt. Nach Aufstellen der ersten/unteren Geschosse ist das Objekt noch instabil, erst durch die Vervollständigung aller vier Geschosse entsteht ein stabiles Equilibrium. Die zu erwartenden Deformationen könnten in einem weiteren Schritt - wenn man das Objekt als Gebäude denkt - mit präzise in den “Fassaden” verlaufenden Stahlseilen aufgehoben werden. Gleichzeitig würde das Konstrukt so im Boden verankert.

Die 3,0x1,5m-Stahlplatten sind Fundstücke aus einer alten Schmiede, wo sie als hochbelastbarer Bodenbelag verwendet wurden. Als Recyclingprodukt des Objektes entstehen vier Tische, von denen jeder mit vier verschiedenen Höhen (u.a. mit regulärer Arbeitshöhe von 72 cm) aufgestellt werden kann.