Wolfgang Rossbauer | Architekt
Projekt Hütte "Hannoverhaus", Hohen Tauern, Österreich.

 

Höhe, Form und Fügung.

Fakten: Wettbewerb auf Einladung des DAV | 2009 | „Innovationspreis” (3. Platz) | Kostenschätzung, ohne Transporte: Euro 1,5 Mio | Gebäude für ca. 70 Besucher | Fläche ca. 800 m2.

Architektur: Simon Beis Bauingenieur, Manfred Sternecker Architekt und Wolfgang Rossbauer Architekt.

Ein perfekt-symmerischer Eingriff in die Natur.

Begibt man sich ins Gebirge zum Skifahren oder zum Wandern, so lässt man Schritt für Schritt sein Dorf, seine Heimat im Tal zurück. Man verlässt die Zivilisation und tritt in eine archaischere, von der menschlichen Kultur bedeutend weniger veränderte Natur ein. Der Vorschlag fängt dieses Erlebnis auf und kehrt es in ein überraschendes Moment um: An einer markanten Stelle mitten im Hohen Tauern erhebt sich erhaben ein kristallines - regelmässigen geometrischen Regeln folgendes - Volumen. Es steht mittig auf einem vorspringenden Grat und exponiert sich allseitig gleichbedeutend in die Weite.

Mit einer hochpräzisen, perfektionierten Form wird ein klarer Gegensatz zur vorhandenen „natürlichen“ Formensprache der Berge hergestellt. „Natura versus Cultura” ist der Leitgedanke. Der menschliche Eingriff in die archaisch wilde Natur soll formal ordnend sein: Der Versuch, eine menschlich-mögliche Absolutheit zu erzeugen.

Die rotationssymmetrische Form beruht auf einem regelmässigen Pentagon. Mit der freigestellten Positionierung und der einprägsamen Form wird der Anschein einer komplett anderen, unerwarteten Welt in das Gebirge geholt. Es entsteht ein Ort von hoher ikonographischer Kraft, der dem DAV eine neue Identität verleihen soll.

Alle Räume sind zwischen dem mittigen Treppenhaus und der Fassade spiralförmig angeordnet. Die Ebene eines „Kuchenstücks“ liegt je 55,5cm über der vorhergehenden - die Erschliessung erfolgt durch je drei Stufen. Das rotationssymmetrische Prinzip des Pentagons erlaubt ein komplexes Raumprogramm innerhalb eines äusserst einfachen Raumsystems: Die sternförmige Raumanordnung ist logisch, ihre genaue Besetzung kann jedoch unterschiedlich ausfallen.

Kompaktheit im extremen Klima.

Der Baukörper wurde kompakt und ohne Wärmebrücken ausgebildet. Das konzentrische Volumen auf der Basis eines Pentagons nähert sich bauphysikalisch gesehen einer Kugel an: Es entsteht ein optimales Verhältnis von Volumen zu Oberfläche (kleinstmögliche Übertragungsfläche). Die Hülle besteht aus einer Massivholzwand (Holz100, 25cm) und einer aussenliegenden Holzweichfaserplatte (12cm). Der U-Wert beträgt 0,16 W/m2K. Die Auskühldauer von Holz100 beträgt ca. 30 Tage. Die speichernde Eigenschaft der Konstruktion wird zur Erhaltung der im Inneren erzeugten Wärme verwendet. Die Fensterflächen sind mit etwa 10% der Grundfläche gering gehalten. Es wird ein Glas mit niedrigem U-Wert (ca. 0,5 W/m2K) verwendet, um den Energieverlust gering zu halten. Das Volumen wurde so ausgebildet, dass starke Winde die geringstmögliche Einwirkung erzeugen.

Tetris in 3D.

Die vorgeschlagene Konstruktion in Massivholzplatten ist hocheffizient, da alle Verbindungen - egal ob vertikal oder horizontal - gleich ausgeführt werden können. Das Prinzip „Decke = Wand = Boden“ vereinfacht das Herstellungs- und Montageverfahren. 8cm/8cm-Hölzer werden kraftschlüssig aneinandergereiht. Beidseitig werden danach mehrlagig - unterschiedlich rotiert - Brettschichten verdübelt. Statisch wird eine echte – im Gegensatz zum fachwerkgeprägten Holzbau – Scheibe erzeugt. Die Planung, Herstellung und Montage funktioniert wie das Spiel TETRIS, nur in drei Dimensionen.

Die Lasten werden zum einen über den durchgehenden pentagonalen Kern bis ins Fundament abgetragen. Zum anderen dient dazu die Fassade, deren leicht schräg gestellten Scheiben (7 Grad unten, 10 Grad oben) die Kräfte ebenfalls direkt einleiten. Die Trennwände spannen die Fassade zum Kern zurück und erzeugen so ein steifes Gesamttragwerk. Sie stehen durchgehend übereinander. An den freigespielten Stellen (zB. Restaurant) wirken sie für die darunter- oder darüberliegenden Räume als Über- bzw- Unterzüge.

 

 

Fassade

5. Obergeschoss

4. Obergeschoss

3. Obergeschoss

 

2. Obergeschoss

1. Obergeschoss

 

Erdgeschoss

1. Untergeschoss

2. Untergeschoss